Jahrestagung 2017
22.9.2017
Das Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde Borken-Gemen war am Samstag, 22. September 2017 Tagungsort der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen Münsterlandes. Vier Vorträge und eine Führung in der evangelischen Johanneskirche befassten sich mit dem reformatorischen Geschehen des 16. und 17. Jahrhunderts. Ort und Themen waren ausgewählt in Bezug auf das 500. Jubiläumsjahr der Reformation, das in diesem Jahr begangen wird.
Den Anfang bildete ein Vortrag von Dr. Volker Jakob, dem ehemaligen Medienfachmann des Landschaftsverbandes Westfalen. Er richtete den Blick auf die 500 Jahre der Reformationsgeschichte in Westfalen und speziell im Westmünsterland. In seinem unterhaltsamen Vortrag kam er zu dem Schluss, dass hier die Reformation erst spät, eigentlich zu spät, kam und kaum eine Chance hatte, weil sie nicht von einem einheitlichen Landesherrn gestützt und durchgesetzt werden konnte.
Dr. Bastian Gillner vom Landesarchiv NRW in Duisburg knüpfte an diesen Gedanken an und untersuchte die Rolle des westfälischen Adels. Dieser habe zunächst zurückhaltend reagiert und sich später auch nicht einheitlich zur Reformation bekannt.
In der Mittagspause stellte Gemeindearchivar Klaus Bergshof die barocke Johanneskirche vor. Er nahm Bezug auf Gemener Reformationsereignisse und bot manche interessanten Einblicke in reformatorische Vorstellungen von Kirchenbau und Kunst.
Bekannte herausragende Einzelpersonen aus dem Westmünsterland und deren Rolle in der Reformation stellte Dr. Ralf Klötzer vom Lepramuseum Kinderhaus vor. Hier kamen die Wiedertäufer und dabei besonders die aus Schöppingen bzw. Stadtlohn stammenden Agitatoren zur Geltung.
Den Abschluss bildete ein Referat von Prof. Dr. Ludger Kremer. Er machte deutlich, dass die Reformation im deutsch-niederländischen Grenzraum auch sprachliche Auswirkungen hatte. Das zeige sich nicht nur in der bei Protestanten und Katholiken unterschiedlichen Wahl der Vornamen und deren Abkürzungen, sondern auch in Unterschieden der Dialekte.
Der Vorsitzende der GhL Dr. Bruno Fritsch bedankte sich bei den Referenten für die informativen Darstellungen und den über 30 Zuhörern für lebhafte Teilnahme. BW
Dr. Volker Jakob (ehem. LWL Medienzentrum, Münster)
Dr. Bastian Gillner (Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Duisburg)
Dr. Ralf Klötzer (Münster)
Prof. em. Dr. Ludger Kremer (ehem. Univ. Antwerpen)
Fotos: J. Barnekamp