„Bescheidene Kostbarkeiten tiefer Frömmigkeit“
Vortrag von Thomas Ridder M.A. über Bildstöcke und Wegekreuze im Westmünsterland
Vortrag von Thomas Ridder M.A. über Bildstöcke und Wegekreuze im Westmünsterland
Bildstöcke und Wegekreuze in geschichtlicher und volkskundlicher Betrachtung“ war das Thema eines Vortrags von Thomas Ridder am 14. Oktober 2008 im Heimathaus Velen, zu dem die GhL eingeladen hatte.
Früher brachten die Menschen ihnen hohe Aufmerksamkeit und Verehrung entgegen, verharrten hin und wieder für ein kurzes Gebet. Heute werden sie vielfach nicht mehr bewusst wahrgenommen, mussten den breiter werdenden Straßen weichen. Der Zahn der Zeit setzt ihnen unaufhörlich zu und nicht immer sorgen die Eigentümer für eine rechtzeitige Restaurierung. Die Rede ist von Bildstöcken und Wegekreuzen, den „Zeugen stiller Andacht“, wie sie oftmals genannt werden.
Das Münsterland war stets ein Ort, an dem die katholische Konfession die absolute Vorrangstellung behauptete, sieht man von einzelnen protestantischen Enklaven einmal ab. Und es war der katholische Glaube, der sich auf dem Gebiet der Volkskunst am fruchtbarsten ausgewirkt hatte. Dieses religiös gebundene Schaffen umschloss das gesamte Leben des Menschen, es drang nicht nur in die Kirchen und Wohnhäuser ein, sondern zeigte sich auch an Bildstöcken, Wegekapellen und Kreuzwegstationen. Gerade die im Freien stehenden Bildstöcke luden die Menschen auf ihren alltäglichen Wegen immer wieder zu stillen Andachten ein. Diese Andachtsstätten müssen schon deshalb als Ausdruck einer allgemeinen Volksfrömmigkeit angesprochen werden, weil sie überwiegend von Privatpersonen errichtet wurden. Als Stifter finden sich einzelne Personen, Ehepaare, ganze Familien, ebenso Kirchengemeinden oder dörfliche Gemeinschaften. Meist erscheinen Bauern als Stifter, seltener Bürger, Adel und Klerus.
Die meisten Kreuze und Bildstöcke entstanden aus einem besonderen Anlass, als Dank, als Bitte, in Erfüllung eines Gelübdes oder zur Erinnerung an eine geliebte Person oder ein besonderes Ereignis, wie z.B. Mord oder Unglücksfälle. Manchmal können Inschriften Aufschluss geben über die Hintergründe eines Bildstocks. Diese zumeist auf dem Sockel oder der Rückseite des Werkes auf Tafeln oder in eingetieften Feldern angebrachten Texte erzählen vom Stifter, dem Errichtungs- oder Renovierungsdatum und gelegentlich auch vom Aufstellungsgrund. Die ausführenden Künstler und Steinmetze werden nur selten erwähnt. Neben den nur informativen Inschriften existieren auch solche mit inhaltlichem Bezug zum Dargestellten. Man liest Verse aus der Bibel, aus Gesang- und Gebetbüchern, Gebete und Fürbitten und Aufforderungen an Vorübergehende zur Andacht und Meditation. Die Texte stehen in engem Kontakt zum Darstellungsgegenstand und zur Funktion des Bildstocks.
Glücklicherweise haben sich in den vergangenen Jahren viele Heimat- und Geschichtsvereine der Bildstöcke angenommen und sie in Buchform oder im Internet mit ihren Geschichten dokumentiert. Vielerorts, so auch in Borken und Velen, wurden Rndwanderrouten entwickelt, die an Bildstöcken und Wegekreuzen entlangführen.
Thomas Ridder, Mitglied im Vorstand der Gesellschaft, der für den Heimatverein Borken vergleichbare Projekte durchgeführt hat, stellte in seinem Vortrag die geschichtliche und volkskundliche Bedeutung der Bildstöcke und Wegekreuze vor allem an Bildbeispielen aus dem Raum Borken und Velen anschaulich dar. BW