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Vor 700 Jahren

Vreden wird in der Bredevoorter Fehde zerstört

Von Ansgar Trautmann (Vreden)

Die niederländische Provinz Gelderland und der Regierungsbezirk Münster grenzen in jahrhundertealter Tradition aneinander. Dass die Grenze zwischen Südlohn und Winterswijk so verläuft, wie wir sie kennen, ist das Ergebnis einer mittelalterlichen Fehde zwischen dem Grafen von Geldern und dem Bischof von Münster. Die Fehde begann mit dem Ende der Herrlichkeit Lohn und fand ihren Höhepunkt in der Zerstörung Vredens. Betrachtet man das Ergebnis im Stadtgrundriss, brauchte Vreden über 600 Jahre, um auf den alten Stand zurückzukommen.

Die Herrlichkeit Lohn

Im 14. Jahrhundert bildete sich das System staatlicher Macht in Deutschland erst heraus: unter dem Kaiser gab es Fürsten, unter ihnen Bischöfe und Äbte, eine Ebene darunter regionale Herrscher, Grafen und Burgherren. Sie waren sich gegenseitig durch Lehensverpflichtungen verbunden: der obere gewährte Schutz, der untere gelobte Gehorsam und Unterstützung. Diese Rechte konnte man kaufen, beleihen, vererben oder erobern. Die Fürsten waren bestrebt, ihre größeren Gebiete zu konsolidieren – die Grafen und Herren waren bestrebt, selbst größer und unabhängiger zu werden. Die Herren von Lohn waren im 13. Jahrhundert zuvor erfolgreich gewesen: ihre Herrlichkeit umfasste neben Nord- und Südlohn auch Winterswijk, Bredevoort und einige andere Orte im heutigen Achterhoek.

Die Bredevoorter Fehde

Aber die Familie derer von Lohn starb 1316 aus, die Erben waren zu schwach, um die Herrschaft zu halten. So konnte der Bischof von Münster, Ludwig II., sein Lehen einziehen und seinen Einfluss auf die Lohner Herrlichkeit stärken. Nun hatten die Lohner aber zuvor Rechte an ihrer Burg Bredevoort an den Grafen von Geldern übertragen. Dass es Rainald II. von Geldern, dem mächtigen Grafen, nicht gefiel, seine Rechte aufgeben zu müssen, ist nachvollziehbar. Und nach der Logik der Zeit zog er in die Fehde, in den Krieg. Beide Seiten, die münstersche wie die geldrische, haben dabei mächtige Verbündete. Zur Bredevoorter Fehde gehört alles, was man sich vorstellen kann: Überfälle, Entführungen, Schlachten und Belagerungen.
Zu den bedeutendsten Ereignissen gehört die Schlacht im Letter Bruch, bei der die dem Bischof in Treue verbundene Borkener Bürgerwehr Truppen Rainalds schlagen kann. Ein weiteres entscheidendes Ereignis ist die Belagerung und Zerstörung von Vreden. Von dem Kriegsereignis selbst weiß man kaum etwas, von den Folgen umso mehr.

Die Stadt Vreden

1252 ist der Erzbischof von Köln auf dem Höhepunkt seiner weltlichen Macht – und weiter bestrebt, seinen Einfluss zu vergrößern. Das macht man, indem man in seinem Interessengebiet Burgen und Städte baut. Vreden liegt am Rande seines Interessensgebietes, aber das bedeutende Stift dort untersteht ihm. In dieser Lage bietet es sich an, sich mit dem regionalen Fürstbischof von Münster zusammenzutun. Gemeinsam befestigen sie die alte Siedlung vor dem Stift mit Wall und Graben, vielleicht auch mit Mauern. Gemeinsam machen sie die Dörfler zu Städtern mit Rechten und Vorteilen, aber auch mit der Pflicht, die Stadt wie eine Burg zu verteidigen. Gemeinsam tragen sie die Kosten und teilen die Einnahmen.
70 Jahre später hat sich die Situation verändert. Nach seiner Niederlage in der der Schlacht bei Worringen 1288 ist der Kölner Erzbischof immer noch mächtig, aber nur einer unter vielen. An Vreden ist er weiterhin beteiligt, aber politisch ist es für ihn uninteressant geworden. Anders der Bischof von Münster – für ihn ist Vreden ein wichtiger Faktor seiner Macht im Westmünsterland.

Die Zerstörung Vredens

Den Bischof als Kriegsgegner empfindlich zu treffen, das war das Ziel Rainalds. Dabei lag Vreden zwar außerhalb der Herrschaft Lohn, aber doch so nahe, dass es sich lohnte, den Gegner hier zu bekämpfen.
Wie lange die Belagerung 1324 dauerte, wo und wie gekämpft wurde, das ist alles nicht überliefert. Wir müssen uns Rainald und seine Truppen mit dem Belagerungsgerät seiner Zeit vor der Stadtbefestigung und die Vredener Bürgerschaft mit vielleicht einigen Burgmannen hinter einem Stadtgraben auf einem Befestigungswall aus Erde, mit Palisaden gestützt, vorstellen.
Der Graf konnte die Stadt einnehmen – und zerstörte sie gründlich. Wir merken das auch daran, dass aus der vorhergehenden Zeit kaum Dokumente überliefert sind. Die Akten der Stadt ebenso wie das Archiv des Stiftes gingen wohl verloren. Aber das wird für die Bürgerinnen und Bürger von Vreden in diesen Tagen eine Nebensächlichkeit gewesen sein.

Karte: Zustand Vredens nach der Zerstörung der Stadt

Das Ende der Fehde

1626 kam es zum Schiedsspruch von Wesel: im Prinzip bekam der Bischof Recht, er musste Rainald aber sehr großzügig entschädigen. So lange durfte der Graf von Geldern den westlichen Teil der Herrschaft Lohn und die Burg Bredevoort als Pfand behalten.
Der Bischof konnte dieses Pfand niemals einlösen. Am Ende blieb der Graf von Geldern Herr von Bredevoort, der Bischof Besitzer der Burg Lohn in Nordlohn, dem späteren Stadtlohn.

Vreden nach der Fehde

Die Stadt Vreden zerstört, der Bischof von Münster pleite, der Erzbischof von Köln nur noch wenig interessiert. In Vreden muss man in kleineren Dimensionen denken. Natürlich wird die Stadt wieder aufgebaut, Städte sind weiter politisch und militärisch wichtig. Aber eben viel kleiner. Nur noch 60 % des Stadtgebietes werden mit Wall und Graben umgeben, den Rest gibt man auf, er wird in den folgenden Jahrhunderten als Gartenland genutzt. Noch heute kann man den aufgegebenen Teil auf dem Stadtplan erkennen: Altstadt und Am alten Stadtgraben sprechen für sich, dann geht es entlang der Mühlenstraße auf den Butenwall zu. Und im Butenwall erkennt man noch heute die Abzweigung.

Die Zerstörung Vredens in der Geschichtsschreibung

Wer sich mit Vredener Stadtgeschichte oder der Bredevoorter Fehde beschäftigt, der kennt diese Darstellung: „Die Stadt Vreden wird von Rainald von Geldern erobert. Der zu Münster gehörende Teil der Stadt mitsamt der Burg werden von Soldaten zerstört. Der andere, kölnische Teil Vredens bleibt unangetastet, da sich Rainald mit Köln nicht im Kriegszustand befindet, noch einen solchen herausfordern will. Der münstersche Stadtteil wird nicht wiederaufgebaut.“
Diese Darstellung ist hundert Jahre alt und wird seitdem weitgehend akzeptiert. 1923 hatte Friedrich Tenhagen, Priester, Lehrer an der Rektoratschule und bedeutender Regionalhistoriker, sie in einem Aufsatz im Ahauser Kreiskalender veröffentlicht.
Prüft man 100 Jahre später diese Darstellung, kommt man nicht unbedingt zum selben Schluss. Neueres Wissen über das 14. Jahrhundert, neue historische und archäologische Methoden lassen die Frage aufkommen, ob man diese Darstellung weiterhin als gesichert stehen lassen kann.

Was sind die langfristigen Folgen von Fehde und Zerstörung?

Vreden entwickelt sich nach der Fehde wieder, kommt zu Wohlstand und Bedeutung, bleibt aber unter den wichtigen Städten des Münsterlandes lange eine der kleineren. Den Visionen der Stadtgründer von 1252 kann es nicht gerecht werden. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wird die Altstadt wieder städtisch besiedelt. Die Herrschaften Lohn und Bredevoort sind so gut wie vergessen, aber Gelderland und Münsterland, die Visionen der Fehdeführer, sie bestehen noch immer.

Ansgar Trautmann (Vreden)

(1. Eintrag: 09.05.2025)

Zuletzt bearbeitet am 13. Mai 2025/Rubriken + Kategorien: Autor/in, Geschichte + Politik, Krieg, Mittelalter, Neu, Region + Ort, Westmünsterland
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