„Macht-Spiele – Die NS-Zeit im Kinderzimmer“
Sonderausstellung im Coesfelder Puppen- und Spielzeugmuseum

Plakat zur Ausstellung
Sonderausstellung im Coesfelder Puppen- und Spielzeugmuseum

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Die Ausstellung – sie wird noch bis Ende November 2025 gezeigt – beleuchtet das Kinderleben in Deutschland in Diktatur und Krieg zwischen 1933 und 1945, vorrangig anhand von lokalen und regionalen Exponaten. Auf der Homepage des Museums wird die Ausstellung vorgestellt:
„Vor 80 Jahren, im Mai 1945, endeten der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Diktatur. Beides hatte den Alltag, das Denken und Handeln der Menschen bis ins letzte bestimmt und durchdrungen.

Antisemitischer Mittelpunkt: der Rabbi
Spielwelt und Spielzeug sind immer Abbilder ihrer Zeit. Krieg und NS-Ideologie machten auch vor den Kinderzimmern nicht Halt: Die Wehrmacht im Miniaturformat, Kriegstechnik in Klein, aber auch mehr oder weniger subtile Formen von Rassismus und Antisemitismus prägten die Kinderwelt bis ins Detail.
Die Ausstellung ‚Macht-Spiele. Die NS-Zeit im Kinderzimmer‘ präsentiert Beispiele für diese Ideologisierung von Kinderspiel und Kinderleben. Sie zeigt außerdem, dass 1933 auch im Spiel mühelos an Herrenmenschen-Phantasien und Feind-Bilder angeknüpft werden konnte, die schon lange vor der NS-Zeit ihren Ursprung hatten.“1
Die Ausstellung hat in der Vorbereitung sehr große Unterstützung von vielen Seiten erfahren. Museen und Sammler haben Exponate beigesteuert, Abbildungen zur Verfügung gestellt und bereitwillig Informationen mit uns geteilt. Wir möchten uns bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben, ganz herzlich bedanken: Elke Dröscher – Puppenmuseum Falkenstein Hamburg, Mathias Graf, Pater Dr. Daniel Hörnemann, Heinz Seesing & Georg Veit – Initiative Bischofsmühle, Stadtarchiv Coesfeld, Stadtmuseum Coesfeld – Das TOR, Stolperstein-Initiative Coesfeld, Dr. Bernd Thier, Geschichtsort Villa ten Hompel Münster.
Neben den Leihgaben werden auch Objekte aus dem Bestand des Museum gezeigt, z.T. zum ersten Mal. Ein echter Blickfang der Ausstellung ist das Modell eines Kriegsschiffs. Dieses Objekt wird nun exemplarisch vorgestellt, da es zeigt, wie vielfältig das Thema der Ausstellung ist. Das Schiff wurde vom Coesfelder Schüler Franz-Josef Heimann (* 1923) im Rahmen eines Schulwettbewerbs gebaut. Es existiert zudem ein Foto, welches den nachgebauten Panzerkreuzer von Ferdi Hörnemann (* 1924, † 2002) im Garten des Elternhauses zeigt. Nach dem Abitur 1938 trat der Coesfelder Otto Hübschen (* 1919, † 1997) in die Kriegsmarine ein und diente als U-Boot-Kommandant bis zum Ende des Weltkrieges.2
Im August 1937 rückten 500 Soldaten für eine zweitägige Übung in Coesfeld ein. Ihre Fahrzeuge präsentierten sie der Bevölkerung u.a. auf dem Schulplatz.3 Und auch die Kriegsmarine warb mit Unterstützung des Reichs- und preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung aktiv in den Schulen für sich.
Im Winterhalbjahr 1937/38 gab es einen Wettbewerb, über den der Chronist der Schule berichtete:
„Preisausschreiben für Schüler höh. Schulen zur Förderung des Verständnisses für die Kriegsmarine.
6 Schüler unserer Anstalt beteiligten sich an dem Preisausschreiben des Oberkommandos der Kriegsmarine. Alle hatten als Aufgabe die Konstruktion des Kriegsschiffmodells ‚Panzerkreuzer‘ gewählt, davon 2 in Gemeinschaftsarbeit, sodass insgesamt 5 Boote zum Wettbewerb abgeliefert wurden. Sämtliche Modelle wurden preisgekrönt und zwar 2 mit dem 3. und 3 mit dem 4. Preis.
Die Preisträger sind:
1. Busen Theo OII bm u. Borgert Hans UIII: 3. Preis.
2. Friedewold Friedrich UIII, Heimann Franz Josef UIII, Frohe Anton V u. Hörnemann Ferdi IV: 4. Preis.
Als Anerkennung erhielten die Jungen eine vom Oberkommando der Kriegsmarine ausgefertigte Urkunde und das Buch: Friedemann, Wir bauen Schulschiffe, ferner die beiden besten Schüler den Volksatlas aus dem Verlag Velhagen & Klasing, Bielefeld, die 4 übrigen den Jahrgang des „Nautikus“ 19384.
Außerdem ließ der Ortsgruppenleiter der NSDAP., Coesfeld, Pg. Capitaine, den 3 ersten Siegern ein Führerbild mit Widmung als Anerkennung durch den Direktor der Schule überreichen.“5

Noch bis zum 30. November 2025 kann man die Sonderausstellung „Macht-Spiele – Die NS-Zeit im Kinderzimmer“ im Coesfelder Puppen- und Spielzeugmuseum besuchen.
Der Eintritt ins Museum ist kostenlos und es öffnet am Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 14.30 bis 17.30 Uhr. (https://puppenmuseum-coesfeld.de)
3 Vgl. Borgert: Chronik der NS-Zeit, S. 118f.
4 Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen. Herausgegeben von Nauticus. 21. Jahrgang 1938.
5 Staatliche Oberschule für Jungen Coesfeld i.W.: Jahresbericht 1937/38. [Staatliches Gymnasium Coesfeld i.W. (ab 1937: Staatliche Oberschule für Jungen Coesfeld i. W.). Jahresbericht 1933/34 bis 1941/42 (Stadtarchiv Coesfeld, Coe 99.h.8).]
H.Lange