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Hendrik Lange
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Hendrik Lange2025-09-24 18:25:292025-09-24 21:31:28NS-Zeit im Kinderzimmer: Ausstellung1627 gründeten die Jesuiten in Coesfeld ein Gymnasium, für viele Jahre war es das einzige im westlichen Münsterland. Das heutige Gymnasium Nepomucenum bereitet sich auf sein 400-jähriges Jubiläum 2027 vor. Für den Ehemaligen-Verein „Alumni Nepomuceni“ (https://alumni.nepomuceni.de) erforsche ich die Schulgeschichte und leite ein Redaktionsteam, das als Buchprojekt eine Chronik herausgeben wird.
Im Rahmen meiner Forschungen stieß ich auf Ferienzirkel und eine Liste von Stadtlohnern, die in Coesfeld das Abitur abgelegt haben.
Der Akademische Ferienzirkel „Bructeria“

Hinweisschild in Stadtlohn (Foto: H. Lange)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gründeten sich in mehreren Städten und Dörfern des Münsterlandes studentische Ferienzirkel. Diese Studierenden, die an einem auswärtigen Gymnasium das Abitur erlangt hatten, und ansässige Akademiker pflegten in lockerer Runde die Geselligkeit. In ihrer Form waren diese Ferienzirkel nicht so straff organisiert, wie Philisterzirkel, die an eine studentische Korporation gebunden sind. Durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges stellten die meisten Ferienzirkel ihre Aktivitäten ein und teilweise regten sie sich erst wieder nach der Jahrtausendwende.
Als ein Beispiel kann man den Akademischen Ferienzirkel Bructeria aus Stadtlohn nennen. Dieser Zirkel gründete sich 1902 und seit 2002 pflegt man wieder die Tradition. 1927 gab die Bructeria zum 25. Stiftungsfest eine Festschrift heraus und man kann in der Liste der Studierenden aus Stadtlohn wenigstens 23 Schüler des Nepomucenums identifizieren.1 Das Buch führt insgesamt 190 Namen vom 13. Jahrhundert bis zum Jahr 1927 auf und die Übersicht dürfte nicht vollständig sein. Möglicherweise haben von den frühesten 27 Männern einige auch die Coesfelder Lateinschule besucht. Die Nummern 28 bis 89 nennen nur selten das Gymnasium Paulinum in Münster, bei allen anderen fehlt der Hinweis auf die Schule. Auch hier kann man davon ausgehen, dass einige auf dem Coesfelder Gymnasium waren – zumindest für eine gewisse Zeit.
Die Liste ist zudem unvollständig, alleine der Status animarum von 1749/50 für das Wigbold und das Kirchspiel Stadtlohn zählt zehn Studierende, die alle nicht aufgeführt werden. Von diesen sind zwar in diesem Jahr nur zwei auf dem Gymnasium in Coesfeld (Joan Hen. Tennover und Josephus Mueter), dagegen acht auf dem Paulinum in Münster, aber von diesen könnten dem Alter nach (19-27 Jahre) sechs vorher auf dem Gymnasium in Coesfeld gewesen sein.2 Leider unterscheidet die Quelle nicht zwischen Schülern und Studenten.
Sicheren Boden betreten wir dann mit den Angaben zum 19. und 20. Jahrhundert, teilweise waren die Angaben zum Abiturjahrgang fehlerhaft und mussten korrigiert werden:
Nr. 90. Bernhard Vogt, * 1814, Abitur 1834, † als Arzt in Darfeld
Nr. 92. Eugen Koop, * 1828, Abitur 1848, † als Rechtsanwalt in Ahaus
Nr. 93. Wilhelm Deitmer, * 1830, Abitur 1852, † als Student der Theologie
Nr. 97. Friedrich Brümmer, * 1842, Abitur 1861, † 1922 als Generalsarzt in Hildesheim
Nr. 101. Hermann Haas, * 1842, Abitur 1861, Student der Theologie in Innsbruck
Nr. 102. Hermann Harrier, * 1842, Abitur 1864, † 1920 als Pfarrer von Groß-Reken
Nr. 103. Franz von der Beck,* 1866 Abitur 1866, † 1928 als Rentner in Münster
Nr. 104. Heinrich Harrier, * 1846, Abitur 1867, † 1890 als Vikar in Ottenstein
Nr. 105. Josef Damhues, * 1849, Abitur 1869, † als Vikar in Nottrup bei Ankum (Hannover)
Nr. 107. Hermann Berghaus, * 1849, Abitur 1870, † als Arzt in Herbern
Nr. 108. Emil Hollaender, * 1852, Abitur 1871, Sohn des Stadtlohner Bürgermeisters, † als Postsekretär in Essen-Rüttenscheid
Nr. 115. Hermann Effsing, * 1854, Abitur 1877, † 1912 als Sanitätsrat in Stadtlohn
Nr. 117a. Carl Anton [Fritz] Offenberg, * 1862, Abitur 1881, † 1827 in Paderborn war Amtsgerichtsrat in Kreuzburg, Beverungen, Warendorf
Nr. 120. Gerhard Schwartz, * 1867, Abitur 1887, war Amtsgerichtsrat in Mühlheim an der Ruhr.
Nr. 121. Paul Hecking, * 1867, Abitur 1888 in Coesfeld, Justizrat in Oberhausen
Nr. 124. Clemens Wolters, *1872, Abitur 1891, † 1956 als Sanitätsrat in Rheine3
Nr. 125a. August Ludwig Ferdinand Kropff, Abitur 1892, Amtsgerichtsrat in Bottrop
Nr. 126. Paul Schwartz, * 1873, Abitur 1894, Dr. jur., Kaufmann in Dresden.
Nr. 127. Josef Lutters, * 1874, Abitur 1895, Pfarrer in Graes
Nr. 132. Bernard Hueske-Imming, * 1876, Abitur 1898, Bürgermeister in Geven, † 19364
Nr. 141. Gerhard Rack, * 1885, Abitur 1906, Pastor in Rindern
Nr. 143. Arnold Rack, * 1887, Abitur 1908, Studienrat in Bottrop
Nr. 153. Bernard Harrier, * 1889, Abitur 1914, Pastor in Buldern
Nr. 178. Hermann Blanke, * 1899, Abitur 1920, Pfarr-Rektor in Ossenberg.
Der Chronist der Bructeria schreibt zwar ferner, dass ebenfalls Bernhard Berghaus (Nr. 180, Abitur 1922) auf dem Nepomucenum gewesen sein soll, dies ist jedoch unkorrekt. Bernhard Berghaus taucht nicht in den Unterlagen der Schule auf und er selbst gibt in seiner Entnazifizierungsakte an, dass er von der Stadtlohner Rektoratschule auf ein humanistisches Gymnasium in Münster gewechselt ist.5
Aufruf
Wer hat schon zu Ferienzirkeln im heutigen Kreis Borken geforscht? Kann mir jemand Hinweise geben auf Schüler, die das Gymnasium Nepomucenum (oder als Vorgänger die Coesfelder Lateinschule) zumindest für eine gewisse Zeit besucht haben?
Ich freue mich auf Hinweise und Funde: hendrik.lange@ge-gescher.de
Anmerkungen
1 Vgl. Akademischer Ferienzirkel Bructeria (Hg.): Festschrift zum 25. Stiftungsfest des akademischen Ferienzirkels Bructeria in Stadtlohn. 1902-1927, Stadtlohn 1927 (digitaler Reprint 2002) [https://dhudi3.wixsite.com/bructeria/blank], S. 17-27.
2 Vgl. Hüsken, Judith: Der Status animarum von Stadtlohn 1749/50, S. 7-154 (https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/txt/beitrwff-16143.pdf), S. 23.
3 Vgl. Stadt Rheine: Alter Friedhof Rheine. Das steinerne Geschichtsbuch, (https://www.rheine-tourismus.de/media/www.rheine-tourismus.de/org/med_1682/16141_alter_friedhof.pdf), o.J. (abgerufen 2025), S. 10.: „Die Frauenheilkunde und Gynäkologie haben sich als eigene Fachgebiete der Medizin erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts etabliert. Clemens Wolters ließ sich 1900 als erster Frauenarzt in Rheine nieder. 1916 gründete er mit Dr. Bernarz die Frauen- und Augenklinik in Rheine, die 1928 in der Frauenklinik des Mathias-Spitals aufging.“
4 Vgl. Schröder, Stefan: „Das größte Dorf im Münsterland…“ – Greven vor 100 Jahren, in: Grevener Geschichtsblätter Nr. 6 (2010/2011), S. 10-29 (https://greven.net/microsite/stadtarchiv/medien/downloads/GG6_komplett.pdf), S. 17: Greven: Amtmann 1911-1927, Amtsbürgermeister 1927-1934.
5 Vgl. Abt. Rheinland, NW 1040-L (SBE Hauptausschuss Landkreis Ahaus), Nr. 96, S. 3.

H.Lange

Fam. Brösterhaus

